Beschreibung
Frans Budé wurde 1945 in Maastricht geboren, wo er auch heute lebt. Mehr als ein Dutzend Lyrikbände von ihm erschienen in den Niederlanden, dazu Prosa und Essays. „Jenseits des Fluchtpunkts“ (Meulenhoff), sein jüngster Band, wurde 2015 publiziert. In seinen Gedichten verbindet sich die genaue Wahrnehmung flüchtiger Augenblicke mit dem Bewusstsein von deren Gefährdung und der eigenen Vergänglichkeit. Das Werk von Frans Budé wird zudem durch eine intensive Auseinandersetzung mit bildender Kunst und Musik geprägt. „Ein Haus in der Erde“ gibt einen Überblick seines dichterischen Schaffens, in der Übersetzung von Stefan Wieczorek.
Cees Nooteboom schreibt über den „Dichter der Überraschungen“ Frans Budé:
„Auch die Poesie selbst hat etwas Verborgenes, eine stille Welt aus Verschiebungen, aus beinahe lautlosen Bewegungen, bei denen die Sprache ihre eigene Musik erzeugt, ein transparentes Bauwerk aus Nuancen, in dem man gezwungen ist, sehr vorsichtig und nachdenklich umher zu gehen, um sich der herrschenden Geräuschlosigkeit anzupassen. Hier schreit nichts, obwohl es doch um die großen Themen geht, um Tod und Vergänglichkeit, um Liebe – aber ohne jemals große Worte zu machen. Als ob in einem anderen Zimmer, nah bei dir selbst, Musik gespielt wird, die aus Kehren und Wiederholungen besteht, con moto, mit einer ganz eigenen Syntax, einem höchst persönlichen Satzbau, durch den die Sätze eher flüstern als laut sprechen. Erst wenn man genau zuhört, vernimmt man, aus wie vielen sensiblen Beobachtungen die Gedichte aufgebaut sind, Zyklen über Stadt und Landschaft, über Erinnerung und Begegnung.“
(Cees Nooteboom: Der Autor als Hauptperson. Lesen als Abenteuer. Amsterdam: De Bezige Bij 2015.)
Auszug:
Juni 1673 / Juni 2003
Was nie beschritten, auf uns kam und Grab
bedeutet – Kinder bauen dort eine Hütte,
ausgestreckt auf Pferdedecken saugen sie
sich satt, Gänseblümchen-Tee, Lakritzwasserschaum.
Und jeder unterwegs, die Post reicht Briefe weiter,
die Gemeinde fegt die Straße. Ob dies der Friede ist,
möchte man wissen. Erstaunt rollen die Tage ab,
knirscht die Schaukel, der Garten voller Fragen.
Der Wind nimmt Platz im Kinderpulk.
Rufe, lautes Klappern, nachlässig sackt
ein Spielzeugzelt langsam in sich zusammen.