Beschreibung
Ein knappes halbes Jahrzehnt nach „Bell Island im Eismeer“, für den Ulrich Schacht 2013 den Eichendorff-Literaturpreis erhielt, legt der Autor nun seinen zweiten Gedichtband in der Edition Rugerup vor. Mit „Platon denkt ein Gedicht“ schreibt er zum einen konsequent sein Programm einer Naturpoesie fort, die sich am Konkreten und Topografischen ebenso orientiert wie am Erscheinungsbild der Jahreszeiten und ihrer Gestaltfolge, in der sich sinnliches Detail und Atmosphärisches gleichermaßen unendlich variabel zeigen. Zum anderen jedoch überführt er das poetische Material im Prozess der Verdichtung an die Ränder einer Metaphysik des Poietischen und konstituiert so ein poetisches Weltverhältnis in seinen Gedichten und durch sie hindurch, das den Vordergrundphänomenen eine Art Hintergrundstrahlung abliest, die auf Quellen verweist, derer wir zuletzt ansichtig werden nur wie in Platons Höhlengleichnis, das die Figur der absoluten Idee hinter den Schatten ihrer Beweglichkeit verbirgt, gleichzeitig aber jenen letzten Grund erahnen lässt, aus dem sich alles speist. Dass sich Natur- und Gesellschaftsgeschichte nicht selten dabei vermischen, gehört dabei ebenso zu Schachts Programm wie die Formenvielfalt zwischen klassischem Versmaß und dem Spiel freier, ungebundener Verses.