Beschreibung
Remco Campert (1929-2022) gehörte nicht nur zu den anerkanntesten, sondern auch zu den beliebtesten Autoren der Niederlande. In seinen nur scheinbar einfachen, jedoch auf den zweiten Blick tiefsinnigen Texten hat er seit den 1940er Jahren durch seine Prosa, die Kolumnen, kurze Romane, doch vor allem durch die Gedichte seinen festen Platz in der niederländischen Literatur. Nach dem 2009 bei Arche Literatur erschienenen und sehr positiv aufgenommenen „Jagen, Leben, Erinnern“ hören wir in dieser zweiten deutschen Lyrik-Ausgabe einen neuen Ton: Wenn Campert auch bisher Bezüge zur Aktualität herstellte, so doch nirgends in einer solch unverblümten Deutlichkeit wie in „Offene Augen“.
Remco Campert lebte mit seiner Frau Deborah – „die, die ich liebe“ – im Herzen von Amsterdam.
Marianne Holberg übersetzte unter anderem Remco Campert, Maarten t’ Hart und Tonke Dragt aus dem Niederländischen. Sie lebt in Berlin.
Geburt des todes
Ich komme meinem tod immer näher
der in aller ruhe auf mich wartet
mein leben lang schon da
geburt und tod
innig miteinander verbunden
ich lasse zurück was ich liebte
ich lasse zurück was mir sorgen machte
ich stehe auf im tod
ein freier mensch
der sich zuhause fühlt in zeitlosigkeit